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23. April 2018 — Die Tücken von Open Access
Rafael Ball, Direktor der ETH-Bibliothek in Zürich, hat einen lesenswerten Artikel über die wenig bedachten und nicht erwünschten Nebeneffekte einer strikten Open Access-Politik (OA) geschrieben. Seine Ausführungen sind auch angesichts der laufenden DEAL-Verhandlungen sehr aktuell:
Die Transformation des Publikationssystems zu Open Access und die Konsequenzen für Bibliotheken und Wissenschaft: Ausgewählte Aspekte. In: BIT online 21 (2018) S. 9–17
Insbesondere zeigen Balls Argumente,
- wie problematisch die Offsetting-Modelle sind (sie tangieren die Freiheit der Wahl des Publikationsortes, haben Auswirkung auf kleinere Verlage … )
- dass die Konzentration auf Big Deals im Bereich der Naturwissenschaften, Technik und Medizin die Dominanz der digitalen Informationsversorgung generell verstärkt. Sie macht die Geistes-und Sozialwissenschaften zu Wissenschaften zweiter Klasse
- dass die Archivierung der OA-Publikationen weiter in der Luft hängt
- dass es besonders wichtig ist, die diverse, breite und heterogene Literaturversorgung der Bibliotheken aus den (noch) vielfältigen Programmen der kleinen und mittelgroßen Verlage fortzuführen, was durch OA nicht leichter wird
- dass es darauf ankommt, die Bibliotheken als verlagsübergreifende Instanzen, die unabhängig, neutral und nachhaltig arbeiten, zu stärken.
Ebenfalls lesenswert, weil von hoher analytischer Schärfe, ist der Artikel von Anita Czymborska: Open-Access-Ideologie und nachteilige Systemwirkungen. Einige Überlegungen. LIBREAS. Library Ideas, 32 (2017).
Auch das neueste DFG-Positionspapier vom 15.3.2018 Förderung von Informationsinfrastrukturen für die Wissenschaft stellt in Sachen OA erfreulich viele selbstkritische Fragen.
Michael Knoche