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  • 10. Dezember 2018 — Was ist nicht bestellbar? E-Books

    Studenten beim Lernen

    So heißt es kurz und knapp auf der Website der Staatsbibliothek zu Berlin, auf der die Wege der Dokumentenbeschaffung aus anderen Bibliotheken (Fernleihe) erläutert werden. Die UB Heidelberg informiert präziser und verbreitet ein klein wenig mehr Hoffnung: »Vollständige E-Books können (noch) nicht geliefert werden. Eventuell ist eine Kapitel- oder Aufsatzlieferung möglich. Das hängt vom jeweiligen Lizenzvertrag ab.« Offensichtlich auch vom jeweiligen Bibliotheksverbund. Elektronische Medien, für die Bibliotheken in der Regel nur begrenzte Nutzungsrechte für ihre eigenen Benutzer erwerben, sind die Stiefkinder der überregionalen Literaturversorgung.

    Bibliotheken gehen immer mehr dazu über, ausschließlich digitale Ausgaben zu erwerben, obschon zumindest in den Kultur- und Geisteswissenschaften fast immer auch parallele Printausgaben angeboten werden. Dadurch bekommt das Netz, das Bibliotheken bisher geknüpft haben, um ihren Nutzern nicht nur den eigenen Bestand, sondern das ganze Literaturreservoir der Republik zugänglich zu machen, immer größere Lücken. Ein theologisches Buch der Oxford University Press etwa steht nur der eigenen Fakultät zur Verfügung und kann den Forschern der Nachbaruniversität nicht freigeschaltet werden. Bibliotheksreisen wie im 18. Jahrhundert sind die einzige Alternative.

    Die DFG mit ihrer e-only-Politik für die neuen Fachinformationsdienste trägt das ihre zur Netzschwächung bei, obwohl gerade sie das Prinzip der Subsidiarität der Bibliotheken immer gefördert hat. Zwei DFG-Anträge der Bayerischen Staatsbibliothek mit dem Ziel, Verfahren zu entwickeln, um E-Books in die deutsche Fernleihinfrastruktur zu integrieren, wurden in den letzten Jahren abgelehnt. Mittlerweile versuchen die Bibliotheksverbünde, insbesondere in Bayern und Südwestdeutschland, eigene Lösungen zu entwickeln. Seit etwa drei Jahren werden für bayerische wissenschaftliche Bibliotheken bestimmte E-Book-Pakete freigeschaltet, die eine entsprechende Klausel in den Lizenzverträgen enthalten. Man kann nur hoffen, dass die anderen Bibliotheksverbünde bald nachziehen.

    Jenseits der Fernleihproblematik ist zu fragen, ob die deutschen Bibliotheken genug dafür tun, damit ihre E-Ressourcen einem möglichst breiten Benutzerkreis auch außerhalb der eigenen Hochschule zur Verfügung stehen. Immerhin: Die Zentralbibliothek für Medizin in Köln stellt elektronische Fachliteratur für registrierte Nutzer per Fernzugriff bereit. Sehr elegant die Lösung der Bibliothek der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich: Dort können sich registrierte externe Bibliotheksnutzer aus der ganzen Schweiz, die keine Angehörigen der Hochschule sind und wissenschaftliche E-Books elektronisch ausleihen wollen, ein Angebot von mehr als 67.000 Büchern freischalten lassen. Zurzeit ermöglichen die Verlage de Gruyter, Emerald, Morgan & Claypool, Springer und World Scientific die Ausleihe ihrer E-Books. Das Angebot soll ausgebaut werden.

    Der Fernzugriff auf elektronische Medien wird eine entscheidende Frage für die strategische Position der Bibliotheken sein.

    Michael Knoche